Künstler:innen
Herzlich willkommen zur Vorstellung der Künstler, die sich für den Verdener Kunstpreis 2024 beworben haben und angenommen wurden. Unter dem Thema „Dechiffrieren“ haben diese talentierten Künstler Werke geschaffen, die auf beeindruckende Weise verschiedene Aspekte und Interpretationen dieses Mottos erkunden. Ihre kreativen Ansätze haben sie aus der Vielzahl der Bewerbungen hervorgehoben.


Jael Andra
Benar

https://www.instagram.com/jaeliart/
Das Wort im Verborgenen suchen, Codes entziffern? Die Gematria, eine hermeneutische Technik der Interpretation von Worten, die mit Hilfe von Zahlenwerten neue Beziehungen und Deutungen herstellt, das fasziniert mich täglich. Doch sind in Textinhalten verborgene geglaubte Bedeutungen offengelegt und spürbar? Ja, es gibt Dinge die nicht gesagt und geschrieben werden, uns aber dennoch klar erkennbar sind. Für eine Person die die Codierung kennt ist der Textinhalt transparent. Das phönizische Alphabet auch „Ancient Paleo Hebrew“ oder „ketav iwri“ (das kleine Hebräisch) genannt, wird oft als Althebräische Schrift übersetzt. Tatsächlich ist das phönizische Alphabet eine kanaanitische Sprache, die nahezu mit dem Ur – Hebräisch identisch ist. In ihrer Vereinfachung entstammen sie aus der ersten Phase von Sprache, den Hieroglyphen. Jeder Buchstaben hat drei Werte, sein Bild, seinen Klang und seinen numerischen Wert. Die Buchstaben sind Lautzeichen und ganze Wörter, denen eine Bedeutung zugeschrieben wird. Mit näherer Beschäftigung bot sich mir ein breites Spektrum an Möglichkeiten einer visuellen Kommunikation. In meinen Arbeiten spiele ich mit der Ästhetik, der Bewegung und dem Charakter der Buchstaben in ihrer geschichtlichen und spirituellen Entwicklung. Ich entwickelte ein feines Gespür für die Jüdische Mystik, Gematria Codes, Verborgene und gemeinsamer Zahlenwerte. In der hebräischen Sprache, der Buchstaben der Tora und in den Auslegung der Schriften ist das bis heute erhalten geblieben. Ich bin der Meinung, dass die alte Technik der Gematria, die Erforschung „alter Texte“ heute zu Sichtweisen und Erkenntnissen führen könnte, die zu einem besseren Verständnis von Respekt, Wertschätzung und Anerkennung von Natur und Mensch führen könnte. Umso mehr erfreut es mein Herz mit dieser Ausschreibung „Dechiffrieren“ meine Faszination und Fragen von den Betrachter*innen entschlüsseln zu lassen.
Jael Andra Benar

Jael Andra Benar
Nach handwerklicher Ausbildung und Arbeit, Abitur, Auslandsaufenthalte in Spanien und Israel. Weiterbildung an der Werkschule Oldenburg, Gaststudien an der HfK Bremen, der Universität Oldenburg, anschließend Ausbildung zur Theaterpädagogin. Wirkt als Bildhauerin, Künstlerin im künstlerisch-wissenschaftlichen Kontext, im Theaterbereich sowie in spartenübergreifende Kulturprojekten. Engagiert in der Sozialen Arbeit.
Angehende Kunsttherapeutin / Begleiterin im Tonfeld.
Künstlerische Praxis
Künstlerischer Weg 2018 – 2024 (Auswahl):
„Regesh lesaffa (Gefühl für eine Sprache)“ Masorti Synagoge, Conservativ Judaismen e.V. Kiryat HaYovel Jerusalem, Israel (30.3 – 7.4.2018).
„Natur und Mensch“ Ausstellung Kunstpreis Sankt Andreasberg (12.9 – 25.10 2020 / Katalog).
„Künstler von Hier“ Kulturhalle Oldenburg (27.10 – 12.9.2021 / Katalog).
Internationale Contemporary ReArt Ihlienworth (19.8 -16.10. 2021 / Katalog).
Internationaler Künstleraustausch „11 Freunde im kulturellen Austausch „Analoger Briefwechsel mit den Partnerstädten Oldenburgs, mit Maureen Nachmani, Mateh Asher, Israel (8/9.2022).
„Tradition und Sprache“ Benyamin Reich (Fotografie) und Jael Andra Benar (Plastiken, Skulptur), Begleitausstellung „Reise der Verlorenen“ von Daniel Kehlmann Staatstheater Oldenburg (5.11.22 – 27.1.23). Im Rahmen des 30 Jährigen Bestehens der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, nach der Wiederbegründung der Shoa.
Kunst im Öffentlichen Raum:
Projektidee, Konzept “Mobile Sukka“ Jüdische Kulturtage Braunschweig 14.8 – 22.9. 2021
(Organisation und in Zusammenarbeit mit dem Israel Jacobson Netzwerk e.V. Braunschweig zum Festjahr 1700 Jahre Judentum in Deutschland). https://youtu.be/3lBaeu_u2pQ?feature=shared
Wissenschaftlich – künstlerische Arbeit:
Mitarbeit am Forschungsprojekt Interdisziplinärer Workshop „Genisaquellen“
(Kooperation Europäisches Zentrum für Jüdische Musik, Theater und Medien der Otto-Friedrich Universität Bamberg sowie des Max-Weber Kolleg der Universität Erfurt).
“Genisablätter“ Jüdische Gemeinden Veitshöchheim und Unterfranken,
Genisaforschungsstelle Universitätsverlag Potsdam ( 3 / 2019 – 6 / 2022).
Genisablätter IV: https://g.co/kgs/nkBNaa
Die Werke von Jael Andra
BeReshit (In einem Anfang), 2023, 2739 €
